Dieser Duft! Die kleine graue Maus hob zitternd ihr kleines Näschen in die Luft und schnupperte. Dies war das Paradies! Frisch gebratener Speck, so stark geräuchert, dass es kein Schnurrhaar aushielt stillzuhalten. Ihr Magen knurrte. Die Kehle wurde vor Aufregung ganz trocken und ihr Herz schlug etwas schneller. Frische Beeren und Berge von gerösteten Nüssen. Haselnüsse, Walnüsse und Mandeln. Die dicken Walnüsse konnten sich kaum halten und kullerten bei der geringsten Bewegung zu Boden. Die Käsewürfel, fein geschnitten, so hoch aufgetürmt, dass man sich darin rollen konnte. Nicht, dass die kleine graue Maus Käse mochte, aber sie hatte gelernt, er gehörte zu einem perfekten Mäusebuffet dazu. Dann waren da natürlich noch ganz viele andere Gerüche, die die kleine graue Maus nicht zuordnen konnte, die aber nicht weniger vielversprechend dufteten. Und all die Leckereien neben einem warmen Kaminfeuer. Das war Weihnachten!
Irgendwo an einem Ort des Bodenreiches, dort wo du und ich nie hinschauen, zwischen Maulwurfhügeln, Schneckenhäusern und den fallenden Herbstblättern des Buchenwaldes, dort wurde die kleine graue Maus geboren. Sie wurde zusammen mit zehn Geschwistern geboren und sie war die letzte im Wurf. Sie war jünger als ihre Geschwister und kleiner als ihre Geschwister und schwächer als ihre Geschwister. Deswegen fand sie in dem täglichen Kampf um die Nahrung nur selten die Kraft sich bis zu ihrer Mutter durchzuschlagen. Schon als kleines, winziges Würmchen nicht, und deswegen blieb sie, was sie war: ein kleines, winziges Würmchen. Sie blieb ein kleines, winziges Würmchen, als ihre Geschwister schon zwischen den Gräsern entlang trippelten. Ihre Geschwister, Feliditas, die älteste allen voran, wurden stärker, bekamen ihr erstes Fell und Krallen und wussten ihr Futter zu verteidigen.
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